"Margret und Tamlaine"
Das keltische Märchen "Margret und Tamlaine" illustrierte ich im Jahr 2000.
Die meisten linken Seiten sind mit der linken Hand gemalt.
Der Text des wunderschönen Märchens folgt nach den Bildern.
"Margret und Tamlaine" Teil 2
Die Geschichte von Margret und Tamlaine
Lady Margaret lebte in einem Land im hohen Norden der britannischen Insel.
Ihr Vater, ein alter und weiser König, hatte seine Frau, Margarets Mutter,
bei ihrer Geburt verloren. Seine Liebe war so groß; es schien, als könne er
ihr keinen Wunsch abschlagen. Das einzige, was er ihr abverlangte, war,
niemals den Wald von Carterhaugh zu betreten. So wuchs Margaret zur jungen
Frau heran und lebte, wie es ihr gefiel. Manche sagten, sie lebe geradeso,
als sei sie in Wahrheit ein Mann und des Königs einziger , Sohn und Erbe.
Margaret wurde für außergewöhnlich mutig und kühn gehalten. Wann immer ihr
der Sinn danach stand, ritt sie mit den Männern aus. Sie ging mit einem
prächtigen Merlinfalken, den sie großgezogen hatte, auf die Jagd; und sie
besaß einen großen roten Hengst, auf dem sie wie ein Ritter oder Krieger
ritt. Es war aber nicht etwa so, daß Margaret dieser Mut angeboren gewesen
wäre, sondern es war vielmehr ihre ausgeprägte Neugier, die sie immer wieder
aus dem Schloß trieb. Wenn es etwas gab, das sie am meisten fürchtete und am
wenigsten ertragen konnte, so war es Langeweile.
Die Feiern der Litha und der Tanz der Sommerfeuer standen bevor und
erfüllten den Geist jeder Frau, jedes Mannes und jedes Kindes innerhalb und
außerhalb der Festung. Margaret lief im Schloß umher, voller Abenteuerlust,
die in ihr wie ein Feuer loderte. An der Tür zum Destillationsraum, in dem
das Bier und der Honigwein gebraut wurden und Margarets Kindermädchen die
heilenden Kräuterelixiere zubereitete, hörte Margaret die alte Frau mit
einer der Köchinnen sprechen. Sie blieb stehen, um den beiden zu lauschen.
"Die Jungfrauen werden zur Quelle gehen und dort stehen und dieses männliche
Geschöpf anstarren. Er ist sogar unsterblich, ein Feenwesen." "Oh ja, so
wird es sein", erwiderte ihre Schwester, "und verflucht sei des Vaters
Tochter, die zu lange im Wald von Carterhaugh verweilt. Sie wird mehr als
nur ihren Verstand an diesen lieblichen Märchenprinzen verlieren." Die alten
Frauen tuschelten weiter über dieses Geheimnis. Margaret aber hatte alles
gehört, was sie wissen mußte. Von Neugier gepackt, machte sie sich auf in
den Wald von Carterhaugh!
Ihr Pferd flog über die reifen, üppigen Felder des Sommers auf schnellstem
Weg ihrem Ziel entgegen. Bald schon sah sie das leuchtende Grün des großen
Waldes. Sie band ihr Pferd am Waldrand fest und ging dann auf einem Tierpfad
tiefer in den Wald bis zu einem plätschernden Bach. An dessen Ufer entlang
schlängelte sich der Weg. Immer tiefer ging sie in den Eichenwald, bis sie
im Herzen des Waldes, verborgen in geheimnisvollem Halbschatten, an die
Quelle des Baches gelangte. Es war eine wunderschöne Steingrotte und ein
tiefer Weiher, der aus der kleinen Quelle entstanden war, die aus der Tiefe
der Erde entsprang. Das also war die Quelle, von der die alte Frau
gesprochen hatte. Plötzlich ertönte ein fürchterliches Krachen auf der
anderen Seite des Baches. Dort stand ein gewaltiger, vor Furcht zitternder
Hirsch, der gerade über den Bach springen wollte, als sein wilden,
bernsteinfarbenen Augen Margaret erblickten. Im selben Moment erkannte sie
die lange, blutende Wunde auf seiner linken Schulter und hörte das
gefährliche Bellen wilder Hunde, die mit wütendem Geknurre und Gekläffe
hinter ihrer Beute herjagten. Sie hatten Blut geleckt und wollten nun töten.
Der Hirsch senkte sein mächtiges Geweih. In der Falle zwischen Margaret und
den knurrenden Bestien blieb ihm nichts anderes übrig, als so gut wie
möglich um sein Leben zu kämpfen.
Ohne zu begreifen, woher ihr plötzlicher Mut kam, streckte Margaret dem
blutenden Hirsch ihre Arme entgegen. Seine Bernsteinaugen ruhten für die
Dauer eines langen Herzschlags auf ihr, dann war er auf der anderen Seite
des Bachs und brach schließlich vor Angst und Erschöpfung hinter Margaret am
Rande der Quelle zusammen. Die Hunde sprangen aus dem Unterholz hervor und
hielten plötzlich inne, als sie Margaret erblickten, die ihnen auf der
anderen Seite des Bachs gegenüberstand. Sie ergriff ein kräftiges Holzstück
und hielt es vor ihren Körper, während sie zwischen den Hunden und dem
Hirsch stand. Ganz ruhig, aber mit ständig wachsender Kraft erhob sich in
ihr eine Stimme, als sie ihre gesamte Energie auf die knurrenden Bestien
richtete.
"Reben und Korn, Korn und Reben - alles, was gefallen, soll sich erheben."
Immer wieder sang sie diesen alten Gesang. Ihre Stimme schwoll an,
durchdrungen von Kraft und Entschlossenheit. Und dennoch stand sie ganz
still und hielt ihre Augen auf die wilden wütenden Hunde gerichtet.
Plötzlich, als habe sie ihnen brennendes Pech hinterhergeschleudert, drehten
die Hunde um und verschwanden mit eingezogenen Schwänzen in der Richtung,
aus der sie gekommen waren. Margaret sank auf die Knie. Eine Zeitlang konnte
sie nicht denken oder sich bewegen. Dann wandte sie langsam ihren Kopf nach
hinten, um zu sehen, ob der verwundete Hirsch noch lebte.
Dort jedoch, am Rande des Weihers, kniete ein nackter Jüngling mit dem
Rücken zu Margaret und tauchte seinen Kopf in das Wasser. Sie erkannte die
häßliche Narbe auf seiner linken Schulter. Als er seinen Kopf aus dem Wasser
zog und die Haare zurückwarf, flogen viele winzige Wassertröpfchen aus den
braunen Locken und bildeten im Zwielicht eine Krone, die wie das Geweih
eines Hirsches aussah. Dann wandte er sich ihr zum ersten Male zu. Keiner
der beiden sprach, während sie sich anschauten. Er war fraglos der schönste
Mann, den Margaret je gesehen hatte. Und wieder streckte sie ihre Arme aus,
und wie im Traum ging er auf sie zu.
Wie lange hatten sie zusammengelegen? Margaret konnte es nicht sagen. Alles,
was ihre Wirklichkeit gewesen war, existierte nun nicht mehr. An ihre Stelle
war dieser wunderbare Jüngling getreten, der jetzt in ihren Armen schlief.
Als er schließlich erwachte, fragte Margaret ihn nach seinem geheimnisvollen
Erscheinen. Doch er lächelte nur und spielte mit ihrem Haar. "Nun denn",
sagte sie, "ich heiße Margaret. Und ich wünsche, DEINEN Namen zu kennen."
Auf einmal verfinsterte sich das Gesicht des Jünglings, als erinnere er sich
an einen fürchterlichen Traum. "Frag nicht weiter!" rief er. "Denn gewiß
gibt es keinen beklagenswerteren Mann als mich". "Ich bitte dich", sagte
Margaret. "Haben wir denn nicht eben noch zusammengelegen? Alles, was ich
wissen möchte, ist dein Name, mein Herr." "Ich bin Kummer und Verlust, Ich
bin der einsamste Mensch. Ich gehöre zu keinem Sterblichen, sondern muß tun,
was immer SIE gebietet." Seine Stimme ließ Margaret erschaudern, dennoch
lachte sie und blieb beharrlich: "All das wegen eines Namens? Aber wenn es
tatsächlich eine andere Frau gibt, ich habe keine Angst! Führe mich mit ihr
zusammen! Ich weiß, daß ich es, wenn es sein muß, mit ihr aufnehmen kann."
"ICH BIN TAMLAINE. Und jetzt, da du es weißt, mußt du um dein eigenes Leben
fürchten. Denn, im Namen der dreifaltigen Göttin, ich liebe dich, Margaret.
Doch die Herrin, die mich beherrscht, hat mehr Macht als alle Sterblichen.
Sie ist die Große Mutter, die Erde, die Morrighan. Sie ist die Gebieterin
der Feen, die Königin von Elphane!"
Während Tamlaine seine traurige Geschichte erzählte, spürte Margaret, wie
ihr Herz schwer wie Blei wurde. Er war nach der großen Samhain-Feier, die
von manchen heute als Halloween bezeichnet wird, in den Krieg geritten. Doch
hatte er auf seinem Weg eine wunderschöne Frau getroffen und mit ihr die
ganze Nacht verbracht. Er ahnte nicht, daß es die Feen-Königin in ihrer
jungfräulichen Erscheinung war, mit der er diese Nacht zugebracht hatte. Es
war die Nacht aller Nächte, in der die Fee die Welt der Sterblichen betreten
durfte. nun war er ihr Knecht und dazu verdammt, das Reich der Sterblichen
zu verlassen, um ihr ewiger Begleiter zu sein. Dies werde sich zutragen,
wenn beim nächsten Samhain-Fest sich die Welten erneut trennen. Er beendete
seine Geschichte mit den eindringlichen Worten: "Du mußt mich verlassen,
Margaret. Geh und dreh dich nie mehr um oder denke je an mich. Denn bald bin
ich fort, und nicht einmal ein Schatten wird zurückbleiben. GEH NUN!"
Was konnte sie tun? Sie bückte sich nach ihrem Umhang, der ihr Bett gewesen
war. Als sie sich umdrehte, sah sie, daß das bis dahin ruhige Wasser der
Quelle nun in Aufruhr geraten war. Dann erblickte sie den Hirsch, wo vorher
Tamlaine gestanden hatte. Er sprang über den Bach, hielt inne, um sie mit
seinen großen Bernsteinaugen anzusehen, und verschwand im Gebüsch. Margaret
verließ den Wald, und ihr Pferd trug sie geschwind nach Hause. Sie konnte
sich an das Gewesene nicht erinnern. Es war, als seien alle Gedanken tief im
Wasser der Quelle im Herzen des Waldes von Carterhaugh versunken.
In den folgenden Monaten lebte sie in einer Wolke der Leere. Sie lebte
fortan im Schloß wie eine Marionette oder wie eines der Strohpüppchen, die
die Ammen des Dorfes machten - das leblose Abbild eines menschlichen Wesens.
Und dann kamen die Träume. Solche Träume: jede Nacht sah sie den großen
Nebel über das öde Land hereinbrechen und hörte in der Ferne ein
Donnergrollen. Aber jedesmal, wenn sie im Begriff war zu erkennen, was da
unbarmherzig auf sie zukam, löste sich das Bild auf. Dann hatte sie die
Gewißheit, ein Kind in sich zu tragen: Tamlaines Kind. Ihr Kummer wurde zu
Zorn über den Verrat und die Angst ihres Geliebten. Sie wollte dieses Kind
haben, und es würde ihr allein gehören. Kein Vater, keine Fee oder törichte
Liebe würde jemals auf sie oder das Kind einen Anspruch erheben dürfen.
Als jedoch die Zeit kam, da die Blätter fielen und das dunkle Samhain-Fest
näherrückte, fühlte Margaret, wie ihr Zorn sich legte. An seine Stelle trat
der Wunsch, Tamlaines Gesicht noch einmal zu sehen. Sie sehnte sich danach,
vor ihm zu stehen und ihm ins Herz zu schauen. War er wirklich nur ein
gedankenloser Faun, der seinen Körper mit ihr geteilt hatte und nichts
weiter? ER MUSSTE IHR WIE EIN MANN BEGEGNEN!
Sie erinnerte sich Tamlaines geheimnisvoller Geschichte von Samhain und war
fest entschlossen, ein weiteres Mal in den Wald von Carterhaugh zu reiten.
Sie wollte dort sein, wenn der Mond am Vorabend des Samhain-Festes aufgehen
würde. Es blies ein kalter Wind, als sie ihren Hengst am Waldrand festband
und den Wald betrat. Sie folgte dem Lauf des Baches und erreichte die Quelle
- gerade, als der Mond aufging. Sie hüllte sich in ihren Umhang, versteckte
sich hinter einem Dickicht und wartete, ohne zu wissen worauf. Dann hörte
sie - wie in ihren Träumen - ein merkwürdiges Grollen, das so klang, als
würde etwas Gewaltiges auseinandergerissen. Und dann sah sie einen Nebel,
der nicht von dieser Welt zu sein schien, wie eine Flut auf sichzurollen.
Dar war der Fith-Fath, der Feenzauber, der jede Bewegung verhüllt, bis sich
die Welt der Sterblichen und der Geister geöffnet hat und die Feenkönigin
hervorkommt. Aus dem Nebel traten 13 große weiße Pferde, gefolgt von 13
schwarzen. und dann sah sie ihn, ihren Tamlaine. Er war gebeugt und bleich,
ritt auf einem grauen Pferd und war feengrün gekleidet. Beim Anblick ihres
Geliebten schrie sie auf, ohne nachzudenken, und vergaß ihren Zorn und ihre
Angst. Sie lief auf ihn zu. Als Tamlaine sie erblickte, hellte sich sein
todbleiches Gesicht einen Moment lang auf, dann sank er wie ohnmächtig in
sich zusammen. Sie fing ihn auf, als er vom Pferd rutschte, und fiel mit ihm
zu Boden. Sie hielt Tamlaine in ihren Armen.
"Aha! Du bist also gekommen, um Tamlaine Lebewohl zu sagen!" hörte sie eine
kräftige, machtvolle Stimme sagen. Margaret hob den Kopf und sah eine
prächtige Frau, die von dem Rücken einer Stute wild auf sie herabblickte.
Diese Frau, wenn sie eine Frau war, war weder alt noch jung, sie war beides.
Sie war klein und dunkel, und ihr silbernes Haar fiel über ihren Rücken wie
Mondlicht. Das blaue Zeichen der Mondsichel strahlte in der Mitte ihrer
Stirn. Margaret war sprachlos vor Entsetzen. Ihr fehlten die Worte, und sie
konnte diesem Geschöpf nicht einmal in die Augen sehen, der Erdgöttin,
dieser Fee - der Königin von Elphane.
"Lady Margaret, sieh mich an! Ich sehe deine sterbliche Liebe für diesen
Tamlaine und den Knaben, den du im Schoße trägst. All das sehe ich. Und
dennoch wird Tamlaine mit mir heute nacht auf den großen Feen-Ritt gehen und
mir fortan für immer gehören!"
Immer noch war Margaret sprachlos, und immer noch hielt sie Tamlaines
leblosen Körper in ihren Armen. Die Königin fuhr fort. "Aber ich liebe die
Herausforderung, und so werde ich dir drei Aufgaben stellen. Wenn deine
sterbliche Liebe diese Prüfungen besteht, werde ich dir diesen schönen
jungen Mann zum Feen-Geschenk machen." Während die Königin von Elphane so
sprach, legte sich der Fith-Fath-Nebel um sie. "Kannst du die erste Stufe
der menschlichen Liebe ertragen?" rief die Königin. "Sterbliches Weib, rette
deinen Mann. Sammle deine Kraft, wenn du kannst!"
Margaret blickte hinab auf das, was vorher ihr süßer Tamlaine gewesen war
und sich nun in ein schreckliches Ungeheuer zu verwandeln begann. Seine
Hände wurden zu Pranken, sein Haar zur wilden Mähne und sein Gesicht zur
Grimasse eines wilden Löwen. Während sie ihn hielt, gruben sich die Pranken
des Ungeheuers in ihre Brust, und es fauchte sie an und zerrte an ihr. Aber
Margaret hielt fest, hielt ihren geliebten Tamlaine fest in den Armen.
Schließlich begann die Königin zu lachen und sprach: "Du hast mehr Mut, als
ich dachte, Jungfer Margaret. Du hast diesem verschlingenden Ungeheuer der
Begierde die erste Stufe der menschlichen Liebe geschenkt, all deine
Zärtlichkeit. Und siehe! Dort liegt dein Jüngling wieder in deinen Armen.
Aber jetzt sei auf der Hut! Die zweite Probe begrifft dich selbst!
Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, miß dich mit meiner Macht,
wenn du kannst!" Und bei diesen Worten hüllte sie der Fith-Fath noch dichter
ein.
Margaret sah mit Entsetzen, wie Tamlaines Körper sich zu winden und zu
schlängeln begann. Seine Haut wurde schuppig und kalt, und sein Gesicht
wurde der Kopf einer großen Schlange, aus deren grünen Augen ein giftiges
Feuer sprühte. Diese Flamme war von solch schneidender Kälte, daß sie
Margaret mit ihrem eisigen Feuer bis ins Mark erschütterte. Es loderte in
ihrem Inneren so sehr, daß sie glaubte, sie müsse sterben. Und immer noch
hielt sie die Schlange, ihren Tamlaine, in den Armen. Am Ende vernahm sie
die Stimme der Königin: "Du hast als auch die Kraft, mit dem Verstand einer
Frau deine Liebe zu halten, selbst mit den Schmerzen der gierigen Schlange
Neid und Eifersucht. Nun aber, meine Lady Margaret, wenn deine sterbliche
Liebe und deine Weiblichkeit dir jemals geholfen haben, rufe sie jetzt zu
dir. Die dritte und letzte Stufe der menschlichen Liebe ist die
schmerzhafteste von allen. Solltest du diese Probe nicht meistern, wird der
Jüngling sein menschliches Herz verlieren und für immer mein sein!"
Margaret erschauderte, während sich der Nebel erneut um sie legte. Sie
spürte, daß fast all ihre Kraft sie verlassen hatte. Aber sie mußte
standhaft bleiben! "Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, brich
meine Macht, wenn du kannst!" Als die Königin ihre letzte Herausforderung
ausgesprochen hatte, herrschte Totenstille. zuerst betete Margaret, daß der
Bann brechen möge. Doch dann sah sie den wogenden Nebel wie eine riesige
Welle aus dem Meer über das Land hinwegrollen. Aus der Tiefe des Nebels
vernahm Margaret ein gieriges Heulen, wie sie es nie zuvor gehört hatte. Die
Morrighan stimmte den Todesgesang der Geister an, um Tamlaine für sich zu
fordern. Und während Margaret Tamlaine mit letzter Kraft hielt, wuchs ihr
Entsetzen. Als sie Tamlaine anschaute, erkannte sie, daß er dem menschlichen
Tode geweiht war. Sein junger Körper begann zu altern und runzelig zu
werden. Sein wunderschönes Gesicht grinste sie mit spöttischem Grabeslächeln
an. Das, was einmal der zarte Körper des Jünglings, den sie liebte, gewesen
war, hatte sich nun in ein übelriechendes Skelett verwandelt. Margaret
konnte nun deutlich die Stimme der Feen-Königin hören, die trotz des
Wehklagens der Todesgeister zu ihr vordrang.
"Dies, liebe sterbliche Schwester, ist die letzte Stufe. Erkennst du nun,
wie Zeit und Alter den Tod jeder menschlichen Liebe bedeuten? Gib ihn mir,
damit ihm diese Dinge niemals widerfahren und er im land der Feen ewige
Jugend erlangt. ER GEHÖRT MIR!"
Margaret sah hinunter auf die klappernden Knochen in ihren Armen. Wer war
sie schon? Nur eine gewöhnliche Sterbliche. Alles, was sie Tamlaine, dem
Vater des Kindes in ihrem Schoß, geben konnte, war die Liebe einer Frau.
Langsam ging sie an den Rand der Quelle. Sie würde ihre Liebe in den Schoß
der Erde hinabschicken. Sie mußte nun all ihren Mut zusammennehmen und ihn
dieses eine letzte Mal in die Tiefe entlassen. Sie ließ die Knochen in das
stille Wasser gleiten und stimmte den überlieferten Gesang an:
"Korn und Hafer, Hafer und Korn - alles, was stirbt, wird wiedergebor'n!"
Mit all ihrem sterblichen Mut und Vertrauen konzentrierte sie ihren Willen
darauf, das, was einmal Tamlaine gewesen war, durch ihre Liebe wieder zu
erwecken. Plötzlich begann in der Tiefe der Quelle das Wasser zu sprudeln
und zu wirbeln. Während der Strudel sich zur Wasseroberfläche bewegte, sah
Margaret, wie ein goldenes Licht auf ihr Spiegelbild im Wasser fiel. Vor ihr
stand Tamlaine, nackt und unversehrt, so wie sie ihn zum ersten Mal gesehen
hatte. Es war, als sei er einfach nach einem Bad aus dem Wasser gestiegen.
Sie streckte ihm ihre Arme entgegen und hielt ihn fest, sie spürte sein Herz
an ihrem schlagen. Der geheimnisvolle Nebel und das Grollen verschwanden
ebenso schnell, wie sie gekommen waren, in Richtung des westlichen Meeres.
jetzt vernahm Margaret eine Stimme, die wie der letzte sanfte Hauch eines
Windstoßes klang: "Gesegnet seist du, Tochter, du und deine sterbliche
Liebe. Ich segne dich."
Margaret schaute in Tamlaines Gesicht. Jetzt wußte sie, daß sie ihn und den
kleinen Jungen, den sie bald gebären würde, in ihrem gemeinsamen Leben
erneut würde retten müssen. Und dieses Mal wußte sie auch, daß die Kraft
dazu ebenso plötzlich wie magisch kommen würde - die einzige Magie, die sie
kannte. Sie würde kommen als die Kraft der Liebe einer sterblichen Frau.
"Lady Margaret, sieh mich an! Ich sehe deine sterbliche Liebe für diesen
Tamlaine und den Knaben, den du im Schoße trägst. All das sehe ich. Und
dennoch wird Tamlaine mit mir heute nacht auf den großen Feen-Ritt gehen und
mir fortan für immer gehören!"
Immer noch war Margaret sprachlos, und immer noch hielt sie Tamlaines
leblosen Körper in ihren Armen. Die Königin fuhr fort. "Aber ich liebe die
Herausforderung, und so werde ich dir drei Aufgaben stellen. Wenn deine
sterbliche Liebe diese Prüfungen besteht, werde ich dir diesen schönen
jungen Mann zum Feen-Geschenk machen." Während die Königin von Elphane so
sprach, legte sich der Fith-Fath-Nebel um sie. "Kannst du die erste Stufe
der menschlichen Liebe ertragen?" rief die Königin. "Sterbliches Weib, rette
deinen Mann. Sammle deine Kraft, wenn du kannst!"
Margaret blickte hinab auf das, was vorher ihr süßer Tamlaine gewesen war
und sich nun in ein schreckliches Ungeheuer zu verwandeln begann. Seine
Hände wurden zu Pranken, sein Haar zur wilden Mähne und sein Gesicht zur
Grimasse eines wilden Löwen. Während sie ihn hielt, gruben sich die Pranken
des Ungeheuers in ihre Brust, und es fauchte sie an und zerrte an ihr. Aber
Margaret hielt fest, hielt ihren geliebten Tamlaine fest in den Armen.
Schließlich begann die Königin zu lachen und sprach: "Du hast mehr Mut, als
ich dachte, Jungfer Margaret. Du hast diesem verschlingenden Ungeheuer der
Begierde die erste Stufe der menschlichen Liebe geschenkt, all deine
Zärtlichkeit. Und siehe! Dort liegt dein Jüngling wieder in deinen Armen.
Aber jetzt sei auf der Hut! Die zweite Probe begrifft dich selbst!
Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, miß dich mit meiner Macht,
wenn du kannst!" Und bei diesen Worten hüllte sie der Fith-Fath noch dichter
ein.
Margaret sah mit Entsetzen, wie Tamlaines Körper sich zu winden und zu
schlängeln begann. Seine Haut wurde schuppig und kalt, und sein Gesicht
wurde der Kopf einer großen Schlange, aus deren grünen Augen ein giftiges
Feuer sprühte. Diese Flamme war von solch schneidender Kälte, daß sie
Margaret mit ihrem eisigen Feuer bis ins Mark erschütterte. Es loderte in
ihrem Inneren so sehr, daß sie glaubte, sie müsse sterben. Und immer noch
hielt sie die Schlange, ihren Tamlaine, in den Armen. Am Ende vernahm sie
die Stimme der Königin: "Du hast als auch die Kraft, mit dem Verstand einer
Frau deine Liebe zu halten, selbst mit den Schmerzen der gierigen Schlange
Neid und Eifersucht. Nun aber, meine Lady Margaret, wenn deine sterbliche
Liebe und deine Weiblichkeit dir jemals geholfen haben, rufe sie jetzt zu
dir. Die dritte und letzte Stufe der menschlichen Liebe ist die
schmerzhafteste von allen. Solltest du diese Probe nicht meistern, wird der
Jüngling sein menschliches Herz verlieren und für immer mein sein!"
Margaret erschauderte, während sich der Nebel erneut um sie legte. Sie
spürte, daß fast all ihre Kraft sie verlassen hatte. Aber sie mußte
standhaft bleiben! "Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, brich
meine Macht, wenn du kannst!" Als die Königin ihre letzte Herausforderung
ausgesprochen hatte, herrschte Totenstille. zuerst betete Margaret, daß der
Bann brechen möge. Doch dann sah sie den wogenden Nebel wie eine riesige
Welle aus dem Meer über das Land hinwegrollen. Aus der Tiefe des Nebels
vernahm Margaret ein gieriges Heulen, wie sie es nie zuvor gehört hatte. Die
Morrighan stimmte den Todesgesang der Geister an, um Tamlaine für sich zu
fordern. Und während Margaret Tamlaine mit letzter Kraft hielt, wuchs ihr
Entsetzen. Als sie Tamlaine anschaute, erkannte sie, daß er dem menschlichen
Tode geweiht war. Sein junger Körper begann zu altern und runzelig zu
werden. Sein wunderschönes Gesicht grinste sie mit spöttischem Grabeslächeln
an. Das, was einmal der zarte Körper des Jünglings, den sie liebte, gewesen
war, hatte sich nun in ein übelriechendes Skelett verwandelt. Margaret
konnte nun deutlich die Stimme der Feen-Königin hören, die trotz des
Wehklagens der Todesgeister zu ihr vordrang.
"Dies, liebe sterbliche Schwester, ist die letzte Stufe. Erkennst du nun,
wie Zeit und Alter den Tod jeder menschlichen Liebe bedeuten? Gib ihn mir,
damit ihm diese Dinge niemals widerfahren und er im land der Feen ewige
Jugend erlangt. ER GEHÖRT MIR!"
Margaret sah hinunter auf die klappernden Knochen in ihren Armen. Wer war
sie schon? Nur eine gewöhnliche Sterbliche. Alles, was sie Tamlaine, dem
Vater des Kindes in ihrem Schoß, geben konnte, war die Liebe einer Frau.
Langsam ging sie an den Rand der Quelle. Sie würde ihre Liebe in den Schoß
der Erde hinabschicken. Sie mußte nun all ihren Mut zusammennehmen und ihn
dieses eine letzte Mal in die Tiefe entlassen. Sie ließ die Knochen in das
stille Wasser gleiten und stimmte den überlieferten Gesang an:
"Korn und Hafer, Hafer und Korn - alles, was stirbt, wird wiedergebor'n!"
Mit all ihrem sterblichen Mut und Vertrauen konzentrierte sie ihren Willen
darauf, das, was einmal Tamlaine gewesen war, durch ihre Liebe wieder zu
erwecken. Plötzlich begann in der Tiefe der Quelle das Wasser zu sprudeln
und zu wirbeln. Während der Strudel sich zur Wasseroberfläche bewegte, sah
Margaret, wie ein goldenes Licht auf ihr Spiegelbild im Wasser fiel. Vor ihr
stand Tamlaine, nackt und unversehrt, so wie sie ihn zum ersten Mal gesehen
hatte. Es war, als sei er einfach nach einem Bad aus dem Wasser gestiegen.
Sie streckte ihm ihre Arme entgegen und hielt ihn fest, sie spürte sein Herz
an ihrem schlagen. Der geheimnisvolle Nebel und das Grollen verschwanden
ebenso schnell, wie sie gekommen waren, in Richtung des westlichen Meeres.
jetzt vernahm Margaret eine Stimme, die wie der letzte sanfte Hauch eines
Windstoßes klang: "Gesegnet seist du, Tochter, du und deine sterbliche
Liebe. Ich segne dich."
Margaret schaute in Tamlaines Gesicht. Jetzt wußte sie, daß sie ihn und den
kleinen Jungen, den sie bald gebären würde, in ihrem gemeinsamen Leben
erneut würde retten müssen. Und dieses Mal wußte sie auch, daß die Kraft
dazu ebenso plötzlich wie magisch kommen würde - die einzige Magie, die sie
kannte. Sie würde kommen als die Kraft der Liebe einer sterblichen Frau.
"Lady Margaret, sieh mich an! Ich sehe deine sterbliche Liebe für diesen
Tamlaine und den Knaben, den du im Schoße trägst. All das sehe ich. Und
dennoch wird Tamlaine mit mir heute nacht auf den großen Feen-Ritt gehen und
mir fortan für immer gehören!"
Immer noch war Margaret sprachlos, und immer noch hielt sie Tamlaines
leblosen Körper in ihren Armen. Die Königin fuhr fort. "Aber ich liebe die
Herausforderung, und so werde ich dir drei Aufgaben stellen. Wenn deine
sterbliche Liebe diese Prüfungen besteht, werde ich dir diesen schönen
jungen Mann zum Feen-Geschenk machen." Während die Königin von Elphane so
sprach, legte sich der Fith-Fath-Nebel um sie. "Kannst du die erste Stufe
der menschlichen Liebe ertragen?" rief die Königin. "Sterbliches Weib, rette
deinen Mann. Sammle deine Kraft, wenn du kannst!"
Margaret blickte hinab auf das, was vorher ihr süßer Tamlaine gewesen war
und sich nun in ein schreckliches Ungeheuer zu verwandeln begann. Seine
Hände wurden zu Pranken, sein Haar zur wilden Mähne und sein Gesicht zur
Grimasse eines wilden Löwen. Während sie ihn hielt, gruben sich die Pranken
des Ungeheuers in ihre Brust, und es fauchte sie an und zerrte an ihr. Aber
Margaret hielt fest, hielt ihren geliebten Tamlaine fest in den Armen.
Schließlich begann die Königin zu lachen und sprach: "Du hast mehr Mut, als
ich dachte, Jungfer Margaret. Du hast diesem verschlingenden Ungeheuer der
Begierde die erste Stufe der menschlichen Liebe geschenkt, all deine
Zärtlichkeit. Und siehe! Dort liegt dein Jüngling wieder in deinen Armen.
Aber jetzt sei auf der Hut! Die zweite Probe begrifft dich selbst!
Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, miß dich mit meiner Macht,
wenn du kannst!" Und bei diesen Worten hüllte sie der Fith-Fath noch dichter
ein.
Margaret sah mit Entsetzen, wie Tamlaines Körper sich zu winden und zu
schlängeln begann. Seine Haut wurde schuppig und kalt, und sein Gesicht
wurde der Kopf einer großen Schlange, aus deren grünen Augen ein giftiges
Feuer sprühte. Diese Flamme war von solch schneidender Kälte, daß sie
Margaret mit ihrem eisigen Feuer bis ins Mark erschütterte. Es loderte in
ihrem Inneren so sehr, daß sie glaubte, sie müsse sterben. Und immer noch
hielt sie die Schlange, ihren Tamlaine, in den Armen. Am Ende vernahm sie
die Stimme der Königin: "Du hast als auch die Kraft, mit dem Verstand einer
Frau deine Liebe zu halten, selbst mit den Schmerzen der gierigen Schlange
Neid und Eifersucht. Nun aber, meine Lady Margaret, wenn deine sterbliche
Liebe und deine Weiblichkeit dir jemals geholfen haben, rufe sie jetzt zu
dir. Die dritte und letzte Stufe der menschlichen Liebe ist die
schmerzhafteste von allen. Solltest du diese Probe nicht meistern, wird der
Jüngling sein menschliches Herz verlieren und für immer mein sein!"
Margaret erschauderte, während sich der Nebel erneut um sie legte. Sie
spürte, daß fast all ihre Kraft sie verlassen hatte. Aber sie mußte
standhaft bleiben! "Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, brich
meine Macht, wenn du kannst!" Als die Königin ihre letzte Herausforderung
ausgesprochen hatte, herrschte Totenstille. zuerst betete Margaret, daß der
Bann brechen möge. Doch dann sah sie den wogenden Nebel wie eine riesige
Welle aus dem Meer über das Land hinwegrollen. Aus der Tiefe des Nebels
vernahm Margaret ein gieriges Heulen, wie sie es nie zuvor gehört hatte. Die
Morrighan stimmte den Todesgesang der Geister an, um Tamlaine für sich zu
fordern. Und während Margaret Tamlaine mit letzter Kraft hielt, wuchs ihr
Entsetzen. Als sie Tamlaine anschaute, erkannte sie, daß er dem menschlichen
Tode geweiht war. Sein junger Körper begann zu altern und runzelig zu
werden. Sein wunderschönes Gesicht grinste sie mit spöttischem Grabeslächeln
an. Das, was einmal der zarte Körper des Jünglings, den sie liebte, gewesen
war, hatte sich nun in ein übelriechendes Skelett verwandelt. Margaret
konnte nun deutlich die Stimme der Feen-Königin hören, die trotz des
Wehklagens der Todesgeister zu ihr vordrang.
"Dies, liebe sterbliche Schwester, ist die letzte Stufe. Erkennst du nun,
wie Zeit und Alter den Tod jeder menschlichen Liebe bedeuten? Gib ihn mir,
damit ihm diese Dinge niemals widerfahren und er im land der Feen ewige
Jugend erlangt. ER GEHÖRT MIR!"
Margaret sah hinunter auf die klappernden Knochen in ihren Armen. Wer war
sie schon? Nur eine gewöhnliche Sterbliche. Alles, was sie Tamlaine, dem
Vater des Kindes in ihrem Schoß, geben konnte, war die Liebe einer Frau.
Langsam ging sie an den Rand der Quelle. Sie würde ihre Liebe in den Schoß
der Erde hinabschicken. Sie mußte nun all ihren Mut zusammennehmen und ihn
dieses eine letzte Mal in die Tiefe entlassen. Sie ließ die Knochen in das
stille Wasser gleiten und stimmte den überlieferten Gesang an:
"Korn und Hafer, Hafer und Korn - alles, was stirbt, wird wiedergebor'n!"
Mit all ihrem sterblichen Mut und Vertrauen konzentrierte sie ihren Willen
darauf, das, was einmal Tamlaine gewesen war, durch ihre Liebe wieder zu
erwecken. Plötzlich begann in der Tiefe der Quelle das Wasser zu sprudeln
und zu wirbeln. Während der Strudel sich zur Wasseroberfläche bewegte, sah
Margaret, wie ein goldenes Licht auf ihr Spiegelbild im Wasser fiel. Vor ihr
stand Tamlaine, nackt und unversehrt, so wie sie ihn zum ersten Mal gesehen
hatte. Es war, als sei er einfach nach einem Bad aus dem Wasser gestiegen.
Sie streckte ihm ihre Arme entgegen und hielt ihn fest, sie spürte sein Herz
an ihrem schlagen. Der geheimnisvolle Nebel und das Grollen verschwanden
ebenso schnell, wie sie gekommen waren, in Richtung des westlichen Meeres.
jetzt vernahm Margaret eine Stimme, die wie der letzte sanfte Hauch eines
Windstoßes klang: "Gesegnet seist du, Tochter, du und deine sterbliche
Liebe. Ich segne dich."
Margaret schaute in Tamlaines Gesicht. Jetzt wußte sie, daß sie ihn und den
kleinen Jungen, den sie bald gebären würde, in ihrem gemeinsamen Leben
erneut würde retten müssen. Und dieses Mal wußte sie auch, daß die Kraft
dazu ebenso plötzlich wie magisch kommen würde - die einzige Magie, die sie
kannte. Sie würde kommen als die Kraft der Liebe einer sterblichen Frau.
"Lady Margaret, sieh mich an! Ich sehe deine sterbliche Liebe für diesen
Tamlaine und den Knaben, den du im Schoße trägst. All das sehe ich. Und
dennoch wird Tamlaine mit mir heute nacht auf den großen Feen-Ritt gehen und
mir fortan für immer gehören!"
Immer noch war Margaret sprachlos, und immer noch hielt sie Tamlaines
leblosen Körper in ihren Armen. Die Königin fuhr fort. "Aber ich liebe die
Herausforderung, und so werde ich dir drei Aufgaben stellen. Wenn deine
sterbliche Liebe diese Prüfungen besteht, werde ich dir diesen schönen
jungen Mann zum Feen-Geschenk machen." Während die Königin von Elphane so
sprach, legte sich der Fith-Fath-Nebel um sie. "Kannst du die erste Stufe
der menschlichen Liebe ertragen?" rief die Königin. "Sterbliches Weib, rette
deinen Mann. Sammle deine Kraft, wenn du kannst!"
Margaret blickte hinab auf das, was vorher ihr süßer Tamlaine gewesen war
und sich nun in ein schreckliches Ungeheuer zu verwandeln begann. Seine
Hände wurden zu Pranken, sein Haar zur wilden Mähne und sein Gesicht zur
Grimasse eines wilden Löwen. Während sie ihn hielt, gruben sich die Pranken
des Ungeheuers in ihre Brust, und es fauchte sie an und zerrte an ihr. Aber
Margaret hielt fest, hielt ihren geliebten Tamlaine fest in den Armen.
Schließlich begann die Königin zu lachen und sprach: "Du hast mehr Mut, als
ich dachte, Jungfer Margaret. Du hast diesem verschlingenden Ungeheuer der
Begierde die erste Stufe der menschlichen Liebe geschenkt, all deine
Zärtlichkeit. Und siehe! Dort liegt dein Jüngling wieder in deinen Armen.
Aber jetzt sei auf der Hut! Die zweite Probe begrifft dich selbst!
Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, miß dich mit meiner Macht,
wenn du kannst!" Und bei diesen Worten hüllte sie der Fith-Fath noch dichter
ein.
Margaret sah mit Entsetzen, wie Tamlaines Körper sich zu winden und zu
schlängeln begann. Seine Haut wurde schuppig und kalt, und sein Gesicht
wurde der Kopf einer großen Schlange, aus deren grünen Augen ein giftiges
Feuer sprühte. Diese Flamme war von solch schneidender Kälte, daß sie
Margaret mit ihrem eisigen Feuer bis ins Mark erschütterte. Es loderte in
ihrem Inneren so sehr, daß sie glaubte, sie müsse sterben. Und immer noch
hielt sie die Schlange, ihren Tamlaine, in den Armen. Am Ende vernahm sie
die Stimme der Königin: "Du hast als auch die Kraft, mit dem Verstand einer
Frau deine Liebe zu halten, selbst mit den Schmerzen der gierigen Schlange
Neid und Eifersucht. Nun aber, meine Lady Margaret, wenn deine sterbliche
Liebe und deine Weiblichkeit dir jemals geholfen haben, rufe sie jetzt zu
dir. Die dritte und letzte Stufe der menschlichen Liebe ist die
schmerzhafteste von allen. Solltest du diese Probe nicht meistern, wird der
Jüngling sein menschliches Herz verlieren und für immer mein sein!"
Margaret erschauderte, während sich der Nebel erneut um sie legte. Sie
spürte, daß fast all ihre Kraft sie verlassen hatte. Aber sie mußte
standhaft bleiben! "Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, brich
meine Macht, wenn du kannst!" Als die Königin ihre letzte Herausforderung
ausgesprochen hatte, herrschte Totenstille. zuerst betete Margaret, daß der
Bann brechen möge. Doch dann sah sie den wogenden Nebel wie eine riesige
Welle aus dem Meer über das Land hinwegrollen. Aus der Tiefe des Nebels
vernahm Margaret ein gieriges Heulen, wie sie es nie zuvor gehört hatte. Die
Morrighan stimmte den Todesgesang der Geister an, um Tamlaine für sich zu
fordern. Und während Margaret Tamlaine mit letzter Kraft hielt, wuchs ihr
Entsetzen. Als sie Tamlaine anschaute, erkannte sie, daß er dem menschlichen
Tode geweiht war. Sein junger Körper begann zu altern und runzelig zu
werden. Sein wunderschönes Gesicht grinste sie mit spöttischem Grabeslächeln
an. Das, was einmal der zarte Körper des Jünglings, den sie liebte, gewesen
war, hatte sich nun in ein übelriechendes Skelett verwandelt. Margaret
konnte nun deutlich die Stimme der Feen-Königin hören, die trotz des
Wehklagens der Todesgeister zu ihr vordrang.
"Dies, liebe sterbliche Schwester, ist die letzte Stufe. Erkennst du nun,
wie Zeit und Alter den Tod jeder menschlichen Liebe bedeuten? Gib ihn mir,
damit ihm diese Dinge niemals widerfahren und er im land der Feen ewige
Jugend erlangt. ER GEHÖRT MIR!"
Margaret sah hinunter auf die klappernden Knochen in ihren Armen. Wer war
sie schon? Nur eine gewöhnliche Sterbliche. Alles, was sie Tamlaine, dem
Vater des Kindes in ihrem Schoß, geben konnte, war die Liebe einer Frau.
Langsam ging sie an den Rand der Quelle. Sie würde ihre Liebe in den Schoß
der Erde hinabschicken. Sie mußte nun all ihren Mut zusammennehmen und ihn
dieses eine letzte Mal in die Tiefe entlassen. Sie ließ die Knochen in das
stille Wasser gleiten und stimmte den überlieferten Gesang an:
"Korn und Hafer, Hafer und Korn - alles, was stirbt, wird wiedergebor'n!"
Mit all ihrem sterblichen Mut und Vertrauen konzentrierte sie ihren Willen
darauf, das, was einmal Tamlaine gewesen war, durch ihre Liebe wieder zu
erwecken. Plötzlich begann in der Tiefe der Quelle das Wasser zu sprudeln
und zu wirbeln. Während der Strudel sich zur Wasseroberfläche bewegte, sah
Margaret, wie ein goldenes Licht auf ihr Spiegelbild im Wasser fiel. Vor ihr
stand Tamlaine, nackt und unversehrt, so wie sie ihn zum ersten Mal gesehen
hatte. Es war, als sei er einfach nach einem Bad aus dem Wasser gestiegen.
Sie streckte ihm ihre Arme entgegen und hielt ihn fest, sie spürte sein Herz
an ihrem schlagen. Der geheimnisvolle Nebel und das Grollen verschwanden
ebenso schnell, wie sie gekommen waren, in Richtung des westlichen Meeres.
jetzt vernahm Margaret eine Stimme, die wie der letzte sanfte Hauch eines
Windstoßes klang: "Gesegnet seist du, Tochter, du und deine sterbliche
Liebe. Ich segne dich."
Margaret schaute in Tamlaines Gesicht. Jetzt wußte sie, daß sie ihn und den
kleinen Jungen, den sie bald gebären würde, in ihrem gemeinsamen Leben
erneut würde retten müssen. Und dieses Mal wußte sie auch, daß die Kraft
dazu ebenso plötzlich wie magisch kommen würde - die einzige Magie, die sie
kannte. Sie würde kommen als die Kraft der Liebe einer sterblichen Frau.
"Lady Margaret, sieh mich an! Ich sehe deine sterbliche Liebe für diesen
Tamlaine und den Knaben, den du im Schoße trägst. All das sehe ich. Und
dennoch wird Tamlaine mit mir heute nacht auf den großen Feen-Ritt gehen und
mir fortan für immer gehören!"
Immer noch war Margaret sprachlos, und immer noch hielt sie Tamlaines
leblosen Körper in ihren Armen. Die Königin fuhr fort. "Aber ich liebe die
Herausforderung, und so werde ich dir drei Aufgaben stellen. Wenn deine
sterbliche Liebe diese Prüfungen besteht, werde ich dir diesen schönen
jungen Mann zum Feen-Geschenk machen." Während die Königin von Elphane so
sprach, legte sich der Fith-Fath-Nebel um sie. "Kannst du die erste Stufe
der menschlichen Liebe ertragen?" rief die Königin. "Sterbliches Weib, rette
deinen Mann. Sammle deine Kraft, wenn du kannst!"
Margaret blickte hinab auf das, was vorher ihr süßer Tamlaine gewesen war
und sich nun in ein schreckliches Ungeheuer zu verwandeln begann. Seine
Hände wurden zu Pranken, sein Haar zur wilden Mähne und sein Gesicht zur
Grimasse eines wilden Löwen. Während sie ihn hielt, gruben sich die Pranken
des Ungeheuers in ihre Brust, und es fauchte sie an und zerrte an ihr. Aber
Margaret hielt fest, hielt ihren geliebten Tamlaine fest in den Armen.
Schließlich begann die Königin zu lachen und sprach: "Du hast mehr Mut, als
ich dachte, Jungfer Margaret. Du hast diesem verschlingenden Ungeheuer der
Begierde die erste Stufe der menschlichen Liebe geschenkt, all deine
Zärtlichkeit. Und siehe! Dort liegt dein Jüngling wieder in deinen Armen.
Aber jetzt sei auf der Hut! Die zweite Probe begrifft dich selbst!
Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, miß dich mit meiner Macht,
wenn du kannst!" Und bei diesen Worten hüllte sie der Fith-Fath noch dichter
ein.
Margaret sah mit Entsetzen, wie Tamlaines Körper sich zu winden und zu
schlängeln begann. Seine Haut wurde schuppig und kalt, und sein Gesicht
wurde der Kopf einer großen Schlange, aus deren grünen Augen ein giftiges
Feuer sprühte. Diese Flamme war von solch schneidender Kälte, daß sie
Margaret mit ihrem eisigen Feuer bis ins Mark erschütterte. Es loderte in
ihrem Inneren so sehr, daß sie glaubte, sie müsse sterben. Und immer noch
hielt sie die Schlange, ihren Tamlaine, in den Armen. Am Ende vernahm sie
die Stimme der Königin: "Du hast als auch die Kraft, mit dem Verstand einer
Frau deine Liebe zu halten, selbst mit den Schmerzen der gierigen Schlange
Neid und Eifersucht. Nun aber, meine Lady Margaret, wenn deine sterbliche
Liebe und deine Weiblichkeit dir jemals geholfen haben, rufe sie jetzt zu
dir. Die dritte und letzte Stufe der menschlichen Liebe ist die
schmerzhafteste von allen. Solltest du diese Probe nicht meistern, wird der
Jüngling sein menschliches Herz verlieren und für immer mein sein!"
Margaret erschauderte, während sich der Nebel erneut um sie legte. Sie
spürte, daß fast all ihre Kraft sie verlassen hatte. Aber sie mußte
standhaft bleiben! "Sterbliches Weib, rette deinen Mann! Schwester, brich
meine Macht, wenn du kannst!" Als die Königin ihre letzte Herausforderung
ausgesprochen hatte, herrschte Totenstille. zuerst betete Margaret, daß der
Bann brechen möge. Doch dann sah sie den wogenden Nebel wie eine riesige
Welle aus dem Meer über das Land hinwegrollen. Aus der Tiefe des Nebels
vernahm Margaret ein gieriges Heulen, wie sie es nie zuvor gehört hatte. Die
Morrighan stimmte den Todesgesang der Geister an, um Tamlaine für sich zu
fordern. Und während Margaret Tamlaine mit letzter Kraft hielt, wuchs ihr
Entsetzen. Als sie Tamlaine anschaute, erkannte sie, daß er dem menschlichen
Tode geweiht war. Sein junger Körper begann zu altern und runzelig zu
werden. Sein wunderschönes Gesicht grinste sie mit spöttischem Grabeslächeln
an. Das, was einmal der zarte Körper des Jünglings, den sie liebte, gewesen
war, hatte sich nun in ein übelriechendes Skelett verwandelt. Margaret
konnte nun deutlich die Stimme der Feen-Königin hören, die trotz des
Wehklagens der Todesgeister zu ihr vordrang.
"Dies, liebe sterbliche Schwester, ist die letzte Stufe. Erkennst du nun,
wie Zeit und Alter den Tod jeder menschlichen Liebe bedeuten? Gib ihn mir,
damit ihm diese Dinge niemals widerfahren und er im land der Feen ewige
Jugend erlangt. ER GEHÖRT MIR!"
Margaret sah hinunter auf die klappernden Knochen in ihren Armen. Wer war
sie schon? Nur eine gewöhnliche Sterbliche. Alles, was sie Tamlaine, dem
Vater des Kindes in ihrem Schoß, geben konnte, war die Liebe einer Frau.
Langsam ging sie an den Rand der Quelle. Sie würde ihre Liebe in den Schoß
der Erde hinabschicken. Sie mußte nun all ihren Mut zusammennehmen und ihn
dieses eine letzte Mal in die Tiefe entlassen. Sie ließ die Knochen in das
stille Wasser gleiten und stimmte den überlieferten Gesang an:
"Korn und Hafer, Hafer und Korn - alles, was stirbt, wird wiedergebor'n!"
Mit all ihrem sterblichen Mut und Vertrauen konzentrierte sie ihren Willen
darauf, das, was einmal Tamlaine gewesen war, durch ihre Liebe wieder zu
erwecken. Plötzlich begann in der Tiefe der Quelle das Wasser zu sprudeln
und zu wirbeln. Während der Strudel sich zur Wasseroberfläche bewegte, sah
Margaret, wie ein goldenes Licht auf ihr Spiegelbild im Wasser fiel. Vor ihr
stand Tamlaine, nackt und unversehrt, so wie sie ihn zum ersten Mal gesehen
hatte. Es war, als sei er einfach nach einem Bad aus dem Wasser gestiegen.
Sie streckte ihm ihre Arme entgegen und hielt ihn fest, sie spürte sein Herz
an ihrem schlagen. Der geheimnisvolle Nebel und das Grollen verschwanden
ebenso schnell, wie sie gekommen waren, in Richtung des westlichen Meeres.
jetzt vernahm Margaret eine Stimme, die wie der letzte sanfte Hauch eines
Windstoßes klang: "Gesegnet seist du, Tochter, du und deine sterbliche
Liebe. Ich segne dich."
Margaret schaute in Tamlaines Gesicht. Jetzt wußte sie, daß sie ihn und den
kleinen Jungen, den sie bald gebären würde, in ihrem gemeinsamen Leben
erneut würde retten müssen. Und dieses Mal wußte sie auch, daß die Kraft
dazu ebenso plötzlich wie magisch kommen würde - die einzige Magie, die sie
kannte. Sie würde kommen als die Kraft der Liebe einer sterblichen Frau.